Kognitive Therapie in der Behandlung von Depression
Einführung
Depressive Störungsbilder kommen häufig vor. Eine schwere Depression ist eine behindernde Krankheit, die das Familien- und Berufsleben, die Schullaufbahn, Schlaf- und Essgewohnheiten, sowie den allgemeinen Gesundheitszustand beeinträchtigt (Doris et al., 1999). In den Vereinigten Staaten begehen ca. 3,4% der Personen, die an einer schweren Depression leiden, Selbstmord und bis zu 60% der Personen, die Selbstmord begehen, leiden an einer Depression oder einer anderen affektiven Störung. Unabhängig davon, ob die kausalen Faktoren eines depressiven Krankheitsbildes genetisch oder umfeldbedingt sind, führen beide zu psychologischen Veränderungen der Neurotransmitterlevel des Gehirns.
Depressive Störungsbilder sind ein großes Problem des Gesundheitswesens, da sie Millionen von Menschen beeinflussen. In Europa schätzt man die Kosten, die auf Depressionen zurückzuführen sind, auf 118 Milliarden Euro. Zwei Drittel davon sind indirekte Kosten, wie z.B. Verdienstausfall und Abwesenheit.
Symptome der Depression
Es gibt verschiedene Symptome der schweren Depression. Dazu gehört u.a. permanente Traurigkeit, Beklemmung, Wut, Reizbarkeit, Gefühle der Hoffnungslosigkeit, der Wertlosigkeit und der Schuld, Schlaflosigkeit, Verschlafen, Verlust des Interesses oder der Freude an Hobbies, Appetit- oder Gewichtsschwankungen, Todes- oder Suizidgedanken und Ruhelosigkeit. Nicht jede depressive oder manisch-depressive Person leidet unter all diesen Symptomen. Manche erfahren nur wenige und andere sehr viele dieser Symptome, die auch als Warnzeichen bezeichnet werden. Weiterhin ist die Ernsthaftigkeit der Symptome je nach Person unterschiedlich. Bei Personen mit schwerer Depression können auch Störungen der kognitiven Funktionen vorliegen (Austin et al., 1999; Goodwin, 1996;Veiel, 1997), wie z.B. Schwierigkeiten beim Konzentrieren, Erinnern und Entscheidungen treffen.
Welche kognitiven Probleme kann eine Depression zur Folge haben?
Obwohl schwere Depression allgemein als affektive Störung gekennzeichnet wird, zeigen empirische und klinische Studien beträchtliche Störungen der kognitiven Funktionen in mehreren Bereichen (Elliott, 2002). Deprimierte Personen zeigen nicht nur Störungen der kognitiven Konstrukte, sondern auch eine Beeinträchtigung der, allgemeiner gesehen, qualitativen und quantitativen Aspekte dessen, wie die Information verarbeitet, interpretiert und gelagert wird (Weingartner et al., 1981).
Sowohl Ernsthaftigkeit als auch Beschaffenheit der kognitiven Defizite von Patienten, die an einer schweren Depression leiden, unterscheiden sich. Zu diesen Defiziten gehören Störungen zahlreicher kognitiver Konstrukte, wie Lernfähigkeit, Aufmerksamkeit und Konzentration, “mühsame” Geschwindigkeit des kognitiven Funktionierens und der Informationsverarbeitung.
Es herrscht weitgehend Einvernehmen dar?ber, dass Patienten mit schwerer Depression während einer solchen Episode kognitive Defizite in verschiedenen Bereichen vorweisen. Neuropsychologische Defizite haben sich in solchen Funktionen und Fähigkeiten gezeigt wie dem Gedächtnis, der verbalen und nonverbalen Lernfähigkeiten, der selektiven und gehaltenen Aufmerksamkeit, der Wachsamkeit, den exekutiven Funktionen wie kognitive Flexibilität, Problemlösung-, Planungs- und Beobachtungsfähigkeit (Austin et al., 1992; Veiel, 1997; Zakzanis et al.,1998; Ottowitz et al., 2002).
Zusammenfassend können Personen, die an einer schweren Depression leiden, Schwierigkeiten mit den folgenden kognitiven Funktionen vorweisen:
- Selektive & gehaltene Aufmerksamkeit
- Langzeitgedächtnis
- Entscheidungen treffen
- Beeinträchtigte Verarbeitung visueller Informationen
- Räumliches Arbeitsgedächtnis
- Beeinträchtigte Wortflüssigkeit (Veiel, 1997)
- Beeinträchtigte Buchstaben- und semantische Flüssigkeit (Albus et al., 1996; Degl'Innocenti et al. 1992)
- Defizite der “mühsamen” Informationsverarbeitung (Tracer, Brown et al., 1989; Hartlage et al., 1993)
- Verarbeitungsgeschwindigkeit
- Psychomotorische Funktionen (i.e. sämtliche geistigen Prozesse, die zur Motorik führen)
- Exekutive Funktionen (Dunkin et al., 2000; Mohlman und Gorman, 2005)
Warum sollten diese kognitiven Defizite behandelt werden?
Eine Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten wird einen positiven Einfluss auf den Ausgang der Therapie haben. Wiedererlangtes Aufmerksamkeitsvermögen und kognitive Funktionen können zu einer besseren Bewältigung des Alltags führen und somit das Rückfallrisiko verringern (Grafman und Litvan, 1999).
Solche Auswirkungen des neurokognitiven Trainings haben sich bereits auch bei anderen geistigen Störungen gezeigt. Hirngeschädigte Patienten, die eine allgemeine Verbesserung der kognitiven Funktionen vorweisen (inkl. Gedächtnis, Aufmerksamkeit, exekutive Funktionen, Visuokonstruktion), können z.B. alltägliche Situation in der Gesellschaft besser meistern und lernen, Ausgleichsstrategien zu entwickeln (Robertson, 2002; Robertson und Murre, 1999).
Wie werden diese kognitiven Probleme behandelt?
Kognitive Remediation mittels interaktiver Spiele kann in der Therapeutie äußerst wirksam sein. Laut mancher Fallbeispiele spielt die Psychoedukation eine sehr wichtige Rolle, d.h. die Tatsache, dass die Patienten den Zusammenhang verstehen, der zwischen den kognitiven Übungen und ihrer Beziehung zu alltäglichen Aufgaben und den Schwierigkeiten, denen sie begegnen, besteht.
Da deprimierte Patienten oft an Selbstvertrauen und Motivation mangeln und an einer tiefen Traurigkeit leiden, können sie eine Situation oft nicht objektiv betrachten oder verstehen. Obwohl sie sich oft über Gedächtnisprobleme beschweren (oft die erste und wichtigste Beschwerde), werden sie es schwierig finden zu verstehen, warum sie ihre kognitiven Fähigkeiten trainieren oder verbessern müssen. Zu weiteren positiven Ergebnissen ist man gekommen, als Übungen hinzugefügt wurden, mit welchen die Patienten keine Schwierigkeiten hatten und erfolgreich meisterten. Es dient dazu, ihre kognitiven Stärken hervorzuheben, ein positives Feedback zu geben und sie zu ermutigen. Die Rolle des Therapeuten oder Arzts ist bei der Wahl der Übungen, der Betreuung der Sitzungen und der Psychoedukation (des Patienten und seiner Verwandten), etc äußerst wichtig. Die Verbindung der beiden ist der Schlüssel, damit der Patient sich an seinem Programm hält und erfolgreich ist.
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