Sprachliche Fähigkeiten
Sprache ist das urbildliche menschliche Merkmal überhaupt. Die meisten Menschen, die fließend Deutsch sprechen, werden es einfach finden, dieen Satz zu lesen und zu verstehen.
Lesen ist allerdings eine komplexe Handlung, bei der man die Wörter und Sätze auf mehrere Arten analysieren muss.
- Dank ihrer visuellen Analysefähigkeit erkennt eine Person, dass jene Form diesen Buchstaben oder jenes Wort darstellt.
- Indem man analysiert, wie ein Wort buchstabiert ist, kann man mögliche Fehler finden.
- Mit der syntaktischen Analyse stellt man fest, ob ein bestimmter Satz grammatikalisch korrekt strukturiert ist.
- Nach einer phonologischen Analyse kann man den Klang von Wörtern oder die Art, wie sie ausgesprochen werden, erkennen.
- Die semantische Analyse hilft dabei, die Bedeutung des Wortes zu verstehen.
Ein Wort lesen
Es gibt mehrere Faktoren, die das Lesen eines Wortes vereinfachen. Eine wichtige Rolle spielt seine Häufigkeit in einer Sprache. Je häufiger ein Wort vorkommt, desto schneller und einfacher ist es, es zu bestimmen. Modelle des mentalen Lexikons funktionieren dank einem Ordnungssystem wie z.B. die “Worthäufigkeit”.
Versteht man ein Wort außerdem innerhalb eines Kontexts oder mit Hilfe eines anderen Wortes, macht dies das Lesen auch einfacher. Wenn man den Anfang eines Satzes liest, erwartet man danach bestimmte Wörter. Im Beispielsatz zum Thema “Rotkäppchen”, erwartet der Leser das Wort “Wolf” und nicht “Elefant”.
Ob ein Wort einfach zu lesen ist, oder nicht, hängt auch von physischen Kriterien. Unser Gehirn ist dazu “geschult”, Wörter mit einer bestimmten physischen Form/Erscheinung zu lesen (Hülle des Wortes). Ändert sich diese Form, verlangsamt sich das Lesen und das Wort “eLePHaNt ” in dieser ungewohnten Form ist eher verwirrend.
Einen Text oder Gesprochenes verstehen
Man liest einen Text Wort um Wort, Satz um Satz und Paragraphen um Paragraphen. Um den Sinn des Textes zu verstehen, ist es notwendig, sich die Informationen, die man nach und nach gelesen hat, (zeitweise) zu merken. Sie helfen dabei, den nächsten Satz oder Paragraphen zu verstehen. Unser Gedächtnis kann die Sätze allerdings nicht ganz genau so speichern, wie sie im Text erscheinen und behält also nur die wichtigsten Informationen, mit denen man den Sinn des Textes versteht.
Der Satz “Christina mag Bonbons, Schokolade und Kaugummis.” kann mit dem Satz “Christina mag Süßigkeiten” zusammengefasst werden. Irrelevante, überflüssige und widersprüchliche Informationen werden also aus unserem Gedächtnis gestrichen, um es nicht zu überlasten. Der globale Sinn des Textes wird herausgenommen und verstanden.
Mit anderen Worten werden Wörter, die wir lesen, neu organisiert, damit sie einen Sinn ergeben. Die globale Bedeutung wird dann also entnommen und zu einer Hauptthematik zusammengefasst werden. Das Wissen des Lesers spielt beim Verstehen des Textes auch eine große Rolle. Im “Rotkäppchenbeispiel”, ausgehend von dem was wir über dieses Märchen und der Ernährung von Elefanten wissen, sind wir überrascht, das Wort “Elefant” zu lesen. Wenn man also etwas liest, geht man von bestimmten Dingen aus, die wiederum auf unsere allgemeinen Kenntnisse basieren.
Wenn man Sätze liest, die anscheinend zusammenhangslos sind, wie z.B. “Das Auto wurde gestohlen. Paul hat kein Geld mehr.”, wird man implizit und explizit zur Annahme gebracht, dass “Pauls ganzes Geld sich im Auto befand”. So vesteht man den Sinn dieser anscheinend zusammenhangslosen Sätze, wobei das Risiko besteht, die falsche Bedeutung oder Absicht zu entnehmen.
Einen gelesenen Text zu verstehen, ist nur ein Aspekt der Sprache und die meisten dieser Erläuterungen treffen auch auf Sprachproduktion und -verständnis zu.