Kognitive Therapie bei Schizophrenie
Schizophrenie ist ein chronisches und extrem behinderndes psychiatrisches Krankheitsbild. In den U.S.A. geht man z.Z. davon aus, dass 70–80% der Schizophreniepatienten zum einen oder anderen Zeitpunkt arbeitslos gewesen sind oder sein werden, und dass nur ½ von 1% der Patienten, deren Behandlung von der staatlichen Krankenkasse übernommen werden, je auf diese Leistungen verzichten werden (Rupp & Keith, 1993; Torrey, 1999).
Zunehmend mehr Daten weisen darauf hin, dass Defizite in der Neurokognition im Zusammenhang mit sozialen Beeinträchtigungen stehen. Über die letzten 15 Jahre hat man immer mehr Hinweise darauf gefunden, dass tatsächlich 70% der Patienten, die an Schizophrenie leiden (Palmer et al., 1997) neurokognitive Defizite im Bereich der Aufmerksamkeit, des Lernens und Gedächtnis, des Problemlösungsvermögens, der Sprache und/oder der sensomotorischen Fähigkeiten aufweisen (Heinrichs & Zakzanis, 1998; Saykin et al., 1991,1994). Diese neurokognitiven Defizite sind zu Beginn der Krankheit bereits vorhanden, widerstehen den Wirkungen der typischen und atypischen anti-psychotischen Medikamente, bleiben bis hin zur Vergreisung und stehen bei dieser Krankheit eng im Zusammenhang mit schlechten Ergebnissen. Dies erklärt die 20–60-prozentige Abweichung zwischen den Messungen der von Ärzten beurteilten gesellschaftlichen Fähigkeiten, der Fähigkeiten zur Lösung sozialer Probleme und der Fortschritte im Laufe der Reha-Programme (Green et al., 2000; Kurtz et al., 2005; Revheim et al., 2006). Weitere Studien haben einen Zusammenhang zwischen neurokognitive Defizite mit einem kompetitiven professionellen Status (e.g., Gold et al., 2002; McGurk & Meltzer, 2000; McGurk & Mueser, 2003; McGurk & Mueser, 2004) und der Fähigkeit, an Wiedereinfügungsprogrammen teil zu nehmen, festgestellt (McGurk et al., 2003).
Kognitive Symptome der Schizophrenie
Kognitive Funktionsstörungen gehören zu den Haupteigenschaften der Schizophrenie. Es handelt sich um mäßige bis schwere Defizite, die sich auf die Aufmerksamkeit, das Arbeitsgedächtnis, das verbale Lernen und Gedächtnis und auf die exekutiven Funktionen auswirken. Sie erscheinen zu Beginn der diagnostizierbaren Psychose und bleiben bei den meisten Patienten hindurch den Verlauf der Krankheit. Über die letzten zehn Jahre hat man sich mehr mit diesen Defiziten befasst, da man erkannt hat, dass sie immer wieder der zuverlässigste Indikator der funktionellen Auswirkungen in allen Bereichen und Patientenstichproben sind. Aktuelle Behandlungsstudien, sowohl pharmakologische als auch Verhaltensstudien, zeigen, dass kognitive Defizite korrigiert werden können. (Bowie & Harvey, 2006)
Kognitive Remediation soll Schizophreniepatienten dabei helfen, so weit wie möglich alleine funktionsfähig zu sein..
Bei Personen mit Schizophrenie können die grundlegenden kognitiven Fähigkeiten entweder von den ersten bis hin zu den letzten Stufen beeinträchtigt sein oder können sich auch nicht ganz entwickelt haben, obwohl das Potential dazu vorhanden war. Kognitive Remediation soll Patienten dabei helfen, die grundlegenden kognitiven Fähigkeiten zu entwickeln, um bei alltäglichen Aufgaben besser zurecht zu kommen, wie z.B. in der Schule, auf der Arbeit, bei gesellschaftlichen Anlässen und um unabhängig zu leben. Es könnte einem Patienten z.B. dabei helfen, aufmerksamer zu werden, um sich besser auf die Schule, den Haushalt und professionelle Verantwortungsbereiche zu konzentrieren.
Die geläufigsten kognitiven Defizite bei Patienten mit psychiatrischen Krankheitsbildern betreffen die Aufmerksamkeit, das Gedächtnis, die Verarbeitungsgeschwindigkeit und die Problemlösungsfähigkeit (Bowie et al., 2008). Wie weit diese Defizite sich auswirken, ist immer unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab, wie z.B. Diagnose, Krankheitsverlauf und soziales Umfeld. Im Falle der Schizophrenie ist ein allgemeiner kognitiver Verfall bereits früh zu Beginn der Krankheit feststellbar, sowie größere Probleme mit der Aufmerksamkeit, dem Gedächtnis, der Verarbeitungsgeschwindigkeit und der Problemlösungsfähigkeit. Selbst wenn die psychiatrische Stabilität beiseite gelassen wird, bleiben die kognitiven Beeinträchtigungen offensichtlich.
Im Falle der Schizophrenie wurde die beeinträchtige Kognition stets mit der schlechten Fähigkeit zur Bewältigung sozialer Probleme (Green, 1996;Green, Kern, Braff & Mintz, 2000). Bei Patienten mit einem ausgeprägteren Aufmerksamkeitsdefizit ist es am unwahrscheinlichsten, dass sie Fähigkeiten in psychosozialen Programmen erlernen werden, da das Aufmerksamkeitsproblem es schwierig für sie macht, die gruppierten Informationen zu verarbeiten. Sie werden nicht dazu in der Lage sein, ihre Aufmerksamkeit für die Dauer der Sitzung aufrecht zu erhalten. (Spaulding et al., 1999)
Kognitive Defizite machen es schwierig, karrieremäßig erfolgreich zu sein (McGurk & Meltzer, 2001).
Wie behandelt man diese kognitiven Probleme?
Allgemein wird empfohlen die kognitive Remediation anzufangen, sobald man feststellt, dass die kognitiven Defizite störend auf das funktionelle Ergebnis einwirken. Ein neues Forschungsinstitut hat gezeigt, dass eine computergestützte kognitive Remediation, die aus einem Aufmerksamkeits-, Gedächtnis-, Sprach- und/oder Problemlösungstraining besteht, bei Schizophreniepatienten die neurokognitiven Funktionen verbessert und die Symptome und Arbeitsfunktion beeinflussen kann. (M. Kurtz, J. Seltzer, D. Shagan, W. Thime, B. Wexler, 2007)
Behandlungen durch kognitive Stimulation kann als ein kritischer Teil eines umfangreicheren psychiatrischen rehabilitationsorientierten Programms betrachtet werden.
Die notwendige kognitive Stimulation hängt von den spezifischen Charakteristiken der Person ab, die behandelt wird. Die kognitiven Hauptbereiche, auf die die Remediation abzielt, sind die auditive Aufmerksamkeit, die visuelle Aufmerksamkeit, die gehaltene Konzentration, das visuelle Scanning, das verbale und visuelle Gedächtnis, die Reihenfolgebildung und Organisation, die Initiation, die Zielsetzung und die Problemlösung. (aus "Cognitive Remediation for Psychological Disorders - Therapist Guide", von Alice Medalia, Nadine Revheim und Tiffany Herland. Oxford University Press 2009)
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Mehr Informationen zum Thema Schizophrenie hier im Wikipedia-Artikel.