Das Gedächtnis
Die Rolle des Gedächtnis
Das Gedächtnis spielt eine Rolle bei allem, was wir tun. Für unsere Persönlichkeitsbildung und -entwicklung ist es unentbehrlich und es ist eine direkter Zeuge unserer eigenen Vergangenheit (episodisches Gedächtnis), sowie der Weltgeschichte und des Allgemeinwissens (semantisches Gedächtnis). Das Gedächtnis ist daher eine der wichtigsten kognitiven Funktionen in unserem Leben.
Man betrachtet das Gedächtnis oft als ein Ganzes, z.B. wenn man sagt, dass man ein gutes oder schlechtes Gedächtnis hat. Sich daran zu erinnern, was wir gestern zum Mittagsessen hatten, ist etwas ganz anderes, als sich daran zu erinnern, dass Paris die Hauptstadt Frankreichs ist. Je nach Art der gespeicherten oder erinnerten Information wird das Gedächtnis auf unterschiedene Weise beansprucht.
Es gibt also nicht nur einen Bereich des Gehirns, an dem die Erinnerungen gespeichert werden. Ob sich eine neuronale Verbindung erstellt, hängt von der simultanen Aktivierung der Neuronen in verschiedenen Teilen des Gehirns ab, und variiert je nach Typ der zu merkenden Information.
Die Hauptgedächtnisarten
Klassische Unterteilung des Gedächtnis entsprechend der Speicherdauer
- Das sensorische Gedächtnis ist die kurzweiligste Art. Es empfängt alle neuen Informationen, die innerhalb von wenigen hunderten Millisekunden wahrgenommen werden.
- Die Informationen werden dann ins Kurzzeitgedächtnis übernommen, wo sie circa eine Minute lang aufbewahrt werden. Mit dieser Gedächtnisart kann man sich z.B. eine mündlich durchgegebene Telefonnummer merken, bis man sie wählt oder aufschreibt. Das Kurzzeitgedächtnis dient auch beim Lesen und um sich die Informationen eines Satzes, den man gerade gelesen hat, für eine kurze Dauer zu merken, um so den Sinn des nächsten Satzes zu verstehen. Eine Information, die das Kurzzeitgedächtnis speichert, verschwindet nach einer Weile. Das Arbeitsgedachtnis übernimmt hiernach.
- Das Arbeitsgedächtnis ist eine Art “zentraler Verwalter”, der die verschiedenen kognitiven Mechanismen verwaltet, die nötig sind, um Informationen gedanklich zu verarbeiten. Es ist funktioniert wie der “aktive” Teil des Langzeitgedächtnis, wenn man eine Aufgabe durchführen möchte, bei der man mit verschiedenen Informationen umgehen muss.
- Das Langzeitgedächtnis kommt hinzu, wenn wir uns eine Information langfristig merken möchten oder wenn wir versuchen, uns an etwas aus der Vergangenheit zu erinnern. Diese Art von Gedächtnis hat eine unbegrenzte Kapazität und Aufbewahrungsdauer. Hier befindet sich unser dauerhaftes Wissen. Es gibt verschiedene Arten gespeicherter Informationen.
Das Langzeitgedächtnis besteht aus den folgenden Elementen:- Das episodische Gedächtnis: Sich daran zu erinnern, was wir am Vortag gemacht haben, dass wir am Nachmittag einen Zahnarzttermin haben oder zur Geburtstagsfeier eines Freundes eingeladen sind, sind persönliche und autobiographische Erinnerungen für die der Speicherkontext sehr wichtig ist.
- Das semantische Gedächtnis: Bei allgemeinen Kenntnissen wie Grammatikregeln, Namen von Hauptstädten oder Gegenständen ist Speicherkontext nicht nötig. Obwohl dieses Wissen zu einem bestimmten Zeitpunkt episodisch gewesen ist, hat es sich in semantisches Wissen verwandelt, da sowohl der räumliche als auch der zeitliche Kontext, in denen es gespeichert wurde, beiseite gelassen wurde. Diese Art von Wissen gehört zum semantischen Gedächtnis, mit welchem wir Listen mit Blumennamen machen können oder das Wort wiedergeben können, das einer bestimmten Definition entspricht.
- Das implizite Gedächtnis: Über diese Elemente des “expliziten” Gedächtnis hinaus, die der bewussten und gewollten Suche nach einer gespeicherten Information entsprechen, gibt es auch eine “automatische” Methode, um Daten in unserem Wissen wiederzufinden. Hier handelt es sich um “implizite” Gedächtnismechanismen, die z.B. solche Kenntnisse zusammenfassen: Wissen, wie man Klavier spielt, Fahrrad oder Auto fährt … Diese Dinge tun wir automatisch, doch trotzdem müssen wir dazu das gespeicherte Wissen anwenden, das in unserem prozeduralen Gedächtnis gespeichert ist (z.B. wissen, dass man mit dieser Handstellung diesen oder jenen Akkord spielt oder dass man mit dem Auto links abbiegen wird).
Müdigkeit, Alter oder Stress können bestimmte Aspekte unseres Gedächtnis negativ beeinflussen.